Sofortmaßnahmen am seelischen Unfallort

Die psychologische "Rettungskette“

Beitragsbild Rettungskette

In der 1. Hilfe, die sich in erster Linie auf körperliche Beschwerden, also Krankheiten und Unfallfolgen bezieht, gibt es die sogenannte "Rettungskette“ – eine Abfolge von Maßnahmen, die sich im Laufe der Zeit aus der Erfahrung vieler Unfälle und Akut-Krankheiten entwickelt hat, eben weil sich diese Maßnahmen und die Reihenfolge bewährt hat.

 

In diesem Beitrag finden Sie zunächst noch einmal die klassische Rettungskette zur Auffrischung, weiter unten dann die weitgehend unbekannten "Sofortmaßnahmen am seelischen Unfallort“ zur Selbsthilfe und für andere Menschen.

Je mehr Menschen diese Schritte wirklich auswendig lernen und beherrschen, desto schneller kann wirkungsvolle Hilfe einsetzen und Leid oder gravierendere Folgen gemildert und gelindert werden. Außerdem: Vielleicht sind Sie selbst ja demnächst unverhofft betroffen…

 

Die klassische Rettungskette

Da die meisten Menschen sich nicht mehr wirklich an diese Rettungskette erinnern können – obwohl sie im Kurs "Sofortmaßnahmen am Unfallort“ gelehrt wurde, der verpflichtend für den Erwerb eines Führerscheins vorgeschrieben ist – hier nochmal zuerst die klassische Rettungskette zur Erinnerung:

  1. Absicherung der Einsatzstelle (Unfallstelle, auch Ort, wo jemand anderweitige Hilfe in einer Gefahrensituation benötigt, beispielsweise wegen akuten Krankheitssymptomen, Gefahr des Ertrinkens, Erstickens, etc.), Eigensicherung – konkret: Absicherung, Anlegen einer Warnweste, Verlassen einer Gefahrensituation (Gasaustritt, Rauchgas, etc.), sich hinter einer Leitplanke in Sicherheit bringen, Selbstsicherung durch Anseilen/Anleinen (z. B. bei der Wasserrettung), Anlegen von Handschuhen (2 Paar sind in jedem Standard-DIN-Verbandskasten obligatorisch vorhanden), etc.
  2. Notruf absetzen, dabei die goldenen "W´s“ beachten: Wer meldet (Name), Wo ist die Notlage (…dabei möglichst präzise sein!), Was ist passiert (hier empfiehlt sich eine knappe, kurze Zusammenfassung, keine Romane…), um Wieviele (Verletzte, Betroffene) geht es (die Einsatzleitstelle braucht diese Angabe, um die Menge und Auswahl an Rettungsmitteln disponieren zu können, es ist also ein Unterschied, ob es um einen Autounfall mit einem leichtverletzten oder um ein Mehrfamilienhaus im Vollbrand handelt), und schließlich ganz wichtig: Warten auf Rückfragen (in der Aufregung legt mancher nach der Meldung einfach auf. Bleibt der/die Meldende jedoch in der Leitung können wichtige Rückfragen gestellt und sogar eine Wiederbelebung begleitet angeleitet werden – und: Man ist nicht mehr allein mit der Lage, Profis sind – wenn auch "nur“ per Telefon ständig an der Seite!).
  3. (Lebensrettende) Erste-Hilfe-Maßnahmen einleiten: Solche Maßnahmen können beispielsweise sein: Stillen von starken Blutungen, lagern in die stabile Seitenlage, die Schocklage (Beine hoch) oder andere entlastende Lagerungen (Oberkörper aufrecht bei Herzinfarkt) oder Lagerungen, die eine Verschlimmerung bestehender Verletzungen verhindern (z. B. Fixierung des Kopfes bei Verdacht auf (Hals-)Wirbelsäulenverletzungen nach Sturz, etc.). Und selbstverständlich die Herz-/Lungen-Wiederbelebung (Herzdruckmassage geht vor Beatmung, ggf. Sofortmaßnahmen-Kurs wiederholen oder Infovideos im Internet anschauen, zum Beispiel hier).
  4. Eintreffen des Rettungsdienstes/ggf. auf sich aufmerksam machen, einweisen: Ist eigentlich selbsterklärend, wird jedoch dennoch immer wieder versäumt: Immer wieder "fahnden“ Rettungsdienstmitarbeiter nach der Einsatzstelle, weil sich niemand bemerkbar macht, immer wieder werden Hausnummern, Wohnungen, etc. zeitaufwändig gesucht. Dabei ist Zeit das knappste und wichtigste Gut bei der Rettung. Also: sobald mehrere Personen verfügbar sind, sollte sich einer oder eine darum kümmern, den Profis-Rettungskräften den Weg zu weisen!
  5. Rettungskette Profis

  6. (Ab hier zuständig: Rettungsdienst): Stabilisierung, Herstellung der Transportfähigkeit: Ab hier haben Sie als Ersthelfer allenfalls assistierende Funktion (Halten von Infusionen, ggf. Beibringung von Personaldokumenten, Arztbriefen, aus dem Weg räumen von beim Abtransport störenden Möbelstücken, etc.). Der Rettungsdienst kümmert sich nun darum, nach einer Diagnose die notwendigen Entscheidungen zu treffen (Stationäre Behandlung nötig, ggf. Nachforderung Notarzt/Tragehilfe Feuerwehrkräfte, Herstellung der Transportfähigkeit und Entscheidung über das optimale Transport- (Tragesystem von Vakuummatratze über Schaufeltrage bis Tragestuhl), und Rettungsmittel (KTW, RTW, Rettungshubschrauber).
  7. (Zuständig: Rettungdienst): Transport zum nächstgelegenen, geeigneten Krankenhaus/Notaufnahme: Nachdem die Transportfähigkeit hergestellt ist oder zum Ende der Maßnahmen hierzu wird der Rettungsdienst klären, welches Krankenhaus ein freies Bett für die notwendige Weiterbehandlung frei hat und wird den Transport – maximal schonend wie zügig – durchführen. Ggf. können Sie den/die Betroffene(n) begleiten.
  8. (Zuständigkeit: Krankenhaus): Behandlung in der Notaufnahme/ggf. Weiterbehandlung ambulant/stationär/intensivmedizinisch: Auch hier haben Sie wieder eine Assistenzfunktion – ich sage bewusst nicht "nur“ eine Assistenzfunktion: Sie können – falls sie eine persönliche Bekanntschaft besteht – den Profis durchaus wertvolle Hinweise geben, z. B. durch Angabe von Vorerkrankungen, Medikationen, bestehende Verfügungen (Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht, Organspendeausweis). Das spart auch hier Zeit und beschleunigt hilfreiche Entscheidungen der Profis.

Wie wenig oft von dem Sofortmaßnahmen-Kurs zum Führerschein an Wissen und praktischem Können übrig geblieben ist, zeigt sich oft in konkreten Unfallsituationen. Denken Sie also ruhig einmal darüber nach, ob Ihnen die Auffrischung Ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten ca. 25 – 25 € und ein Samstag wert ist – es kann schon heute wichtig sein, es können Menschen betroffen sein, die Ihnen lieb und teuer sind (wobei alle anderen es natürlich auch wert sind) und: Je mehr diese Auffrischung machen, desto eher haben auch Sie selbst eine größere Chance auf kompetente Hilfe im Notfall!

Meine Empfehlung: Eine gute Adresse für Auffrischungskurse ist die MAUS-Seminare gGmbH, dort mache ich meine all-zweijährliche Auffrischung. Natürlich können Sie sich auch an jede der anerkannten Hilfsorganisationen wie Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser, ASB, usw. wenden: Auf den Webseiten dieser Organisationen finden Sie bestimmt auch einen 1. Hilfe-Kurs in Ihrer Nähe! Und falls nicht: Vielleicht finden sich ja genug Gleichgesinnte in Ihrem Verein, Ihrer Nachbarschaft, etc. – und dann führen diese Organisationen bei ausrechender Mindestteilnehmerzahl (ca. 20) oft sogar eine Exklusiv-Veranstaltung durch!

 

 

Die seelische Rettungskette

Auch bei seelischen Ausnahmesituationen haben sich bestimmte Maßnahmen zur Stabilisierung und zur Hilfestellung bzw. zum aktiven Nachfragen nach Hilfe bewährt. Diese lassen sich ähnlich der oben dargestellten Rettungskette in eine logische Reihenfolge nach Dringlichkeit und Wichtigkeit sortieren.

Situationen, für die diese Maßnahmen gedacht sind:

  • Überflutung mit traumatischen Gefühlen oder akuten Zuständen von extremer Trauer, Schmerz oder Angst, die sich auf aktuelle Ereignisse beziehen;
  • Akute Panikattacke, die nicht mehr mit eigenen "Bordmitteln“ abgefangen werden kann;
  • Akute Suizidgedanken;
  • Wahnhafte Empfindungen und Wahrnehmungen (Beispiele: Der Tagesschausprecher hat ganz spezielle Botschaften nur für mich im Programm, das Auftauchen von roten Fahrzeugen signalisiert mir das kommende Ende der Welt, spontane Vergrößerung oder Verkleinerung von Gegenständen im Sichtfeld, o. ä.;
  • …und alle weiteren seelischen Zustände, in denen man sich nicht mehr mit den Mitteln üblicher Allgemeinbildung selbst allein helfen zu helfen weiß.

Zu unterscheiden ist bei der seelischen Rettungskette, ob es sich um Selbsthilfe oder Hilfe für andere Menschen handelt.

Seelische Rettungskette zur Selbsthilfe

Vorweg ein wichtiger Hinweis: Die Tipps zur Selbsthilfe ersetzen im Notfall nicht die kompetente Hilfe durch erfahrene, einfühlsame Profis. Sie sind auf eigene Verantwortung anzuwenden, inbesondere der Verantwortung, zu erkennen und zu entscheiden, wann die Kräfte zur Selbsthilfe enden! Scheuen Sie sich nicht, Hilfe anzunehmen!

  1. Absicherung der "Einsatzstelle“: Die Einsatzstelle ist hier die eigene psychische Gesundheit, das Behalten von Handlungsfähigkeit und (Selbst-)Kontrolle. Auch hier kann man etwas für die Absicherung tun: Wenn Sie spüren, dass eine psychische Notlage aufkommt, können Sie zur Absicherung z. B. sofort eine vertrauenswürdige Person anrufen – oder zur Not je nach Schwere der Notlage die Telefonseelsorge, die nächstgelegene Psychiatrische Ambulanz und – in allen Fällen die einheitliche Notrufnummer 112. So stellen Sie sicher, dass wenn die Lage noch schlimmer wird (Verlust der Selbstkontrolle und Orientierung, Bewusstlosigkeit, etc.), jemand sozusagen "bei Ihnen ist“ – und sei es auch "nur“ telefonisch, und im Falle des Falles professionelle Hilfe herbeiholen kann.
  2. Sollten Sie bereits von fachärztlicher Seite mit Notfallmedikamenten versorgt worden sein, so sollten Sie diese nach Verordnung (und wirklich nur innerhalb dieser Grenzen) vorrätig halten und einnehmen – oftmals stellt sich dann relativ schnell eine Linderung Ihrer Beschwerden ein. Informieren Sie Ihren ärztlichen Ratgeber oder Ratgeberin rechtzeitig, falls die Wirkung in ihrer Qualität abnimmt. Gemeinsam ist dann eventuell eine Änderung der Dosierung oder eine Umstellung abzustimmen. Ignorieren Sie mahnende Hinweise von extremen Pharmakritikern: Klar – Jedes noch so gute "Mittelchen“ ist nur eine symptomatisch lindernde Krücke, aber auch bei einem gebrochenen Bein darf man ja vorübergehend auf zusätzliche Stützen und andere Hilfsmittel zurückgreifen. Unnötiges seelisches Leiden muss nicht sein!
  3. Nun folgen Tipps und Hinweise, die Sie bitte je nach individueller Notlage auswählen wollen. Finden Sie die passende Technik, Methode oder Hilfsmittel Ihrer Wahl! Teilweise sind auch ganz konkrete Diagnosen angegeben…
  4. Selbsthilfe bei Panikattacken mit Atemnot: (Atmung in Tüte, Co)
  5. Außen-/Innenorientierung: (Was stabilisiert eher)
  6. Konstruktive Selbstgespräche: (Sich gut zureden, Formeln, Reime)
  7. Allgemeine Selbsthilfe bei Erregungszuständen und überflutenden Gefühlen: (Atemtechniken, 3-8/4-11-Atmung, AT-Haltung)
  8. Sogen. Schmetterlingsumarmung/Schmetterlingsklopfen: (Arme überkreuzen, bilaterale Stimulation…)
  9. EMDR in der Selbstanwendung: (Kurzerläuterung)

 

Seelische Rettungskette zur Hilfe Dritter

"Tausend Mal gespürt – tausend Mal ist nix passiert“

Sofortmaßnahmen: Aufmerksamkeitslenkung nach außen oder innen, je nachdem, wo eine bessere Orientierung zur Verfügung steht

Angst: Erwartung, in die Zukunft projizierten Befürchtung einer unangenehmen Konsequenz auf Grund einer unangenehmen Erfahrung in einer Lebensphase mit beschränkter Handlungsfreiheit

Von der Kind GmbH (Geschöpf mit beschränkter Handlungsfreiheit) zur Ich-AG…

(An diesem Beitrag wird noch gearbeitet, bitte schauen Sie später noch einmal vorbei!)


Bildnachweis(e): Photo "Blaulicht“ Bild von fsHH auf Pixabay; Photo "RTW in Anfahrt“ Bild von Golda Falk auf Pixabay

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert