Rezension: Hauterkrankungen als Botschaften der Seele (Anne Maguire)

1-A-Ratgeber für Betroffene und Pflichtlektüre für…

… jede(n) Hautarzt/Hautärztin und PsychosomatikerIn!

(So sehen intensiv durchgearbeitete Bücher nach einer Rezension bei mir aus…! Die Abbildung bezieht sich auf eine ältere Auflage aus dem Walter-Verlag, Olten/Freiburg 1991)

Die Neuauflage des bereits Anfang der 1990er Jahre erstmals erschienenen Buches ist m. E. ein unterschätzter Klassiker, ein Standardwerk – sowohl für Betroffene wie für sogen. „Heilungsprofis“, und uneingeschränkt zu empfehlen! Das schreibe ich sowohl als Selbst-Betroffener wie auch im „heilenden Geschäft“ Tätiger (Psychologische Beratung/Krisenintervention). Warum?

Zuallererst möchte ich eine persönliche Erfahrung schildern, die als Fallvignette auch gut in dieses Buch gepasst hätte: Ebenfalls Anfang der 1990er Jahre bekam ich eine die Fläche der Oberschenkel bedeckenden, offen, blutigen Ausschlag sowie ein Hautphänomen am Rücken, dass von verschiedenen Hautätzten mal als "Neurodermitis“, als "Schuppenflechte“ oder auch als "Urtikaria“ diagnostiziert wurde. Nach Wochen, ja Monaten letztlich erfolgloser Behandlung mit Kortisonpräparaten (unter deren Einfluss sich die Erscheinung immer mal wieder für 3 – 4 Tage unterdrücken ließ, um dann erneut wieder aufzuflammen) hatte ich die Chance, das Phänomen auf eine ganz andere, unerwartete Art und Weise „loszuwerden“: Damals noch im Studium traf ich eine Kommilitonin, mit der mich eine enge aber (damals noch) platonische Freundschaft verband. Irgendwann war diese Beziehung, in der ich das allererste Mal in meinem Leben das Gefühl hatte, so angenommen zu werden, wie ich bin, so tragfähig, dass es – ganz spontan und unvorbereitet – zu einer Art „Sitzung“ kam – eigentlich war es eher ein sehr, sehr gutes Gespräch. Im Laufe dieses Gespräch durfte ein lang unterdrücktes Trauma und viele unterdrückte Gefühle mal an die Oberfläche kommen:

  • die Wut auf einen jähzornigen Vater,
  • die Wut auf eine lieblose Mutter, die mir nach einem zunächst gemeinsam durchgeführten, nachher jedoch gescheiterten "Ausbruchsversuch aus dem elterlichen Irrenhaus“ in den Rücken gefallen war, und mir die "Schuld“ zuschob – psychosomatisch als "Hexenschuss“ immer wieder auftretend und schulmdezinisch unbehandelbar,
  • der Schmerz über die lieblose Atmosphäre in einem Elternhaus, dessen Alltag von zerfetzenden Ehestreits und allen Spielarten der "schwarzen Pädagogik“ geprägt war, und
  • schließlich der Angst, die sich aus der ganz realen Verlassenheitsangst des kleinen Jungens, der ich damals war gespeist hat.

Interessanterweise verschwand als gar nicht geplanter aber durchaus erwünschter "Nebeneffekt“ diese komplexe Hauterscheinung Tage später komplett, und heilte schließlich innert 3 Wochen narbenfrei ab. Die damals (noch) zuständige, schulmedizinisch geprägte Hautärztin weigerte sich jedoch, diesen Zusammenhang zur Kenntnis zu nehmen, und murmelte seinerzeit etwas von "Naja, so Spontanheilungen kommen schon mal vor…!“, nachdem sie mir noch Wochen vorher prophezeit hatte, dass ich "damit nun wohl werde mein Leben lang leben müssen!“

Und das genau ist das brillante an diesem Buch:

  • Auf ca. 310 Seiten (inkl. eines sehr praktischen Stichwortverzeichnisses) zeigt Anne Maguire anhand eine logischen Gliederung verschiedene Hauterkrankungen (Ekzem/Neurodermitis, Urtikaria, Psoriasis, Lichen ruber planus, Alopecia aerata/totalis, u. a.) auf, und beschreibt zunächst klassisch differenzialdiagnostisch deren spezielle Symptome;
  • Dann jedoch – und das hebt das Buch schon etwa über ein medizinisches Fachbuch weit hinaus – schlägt sie nach einem kurzen Exkurs über die Haut in Mythologie, Religion und Märchen die Brücke zu den Jung’schen Archetypen, insbesondere dem Feuerarchetyp (Symbol das gut zum Entzündungeschehen passt) und dem Schlangenarchetyp als Symbol der Wandlung;
  • In vielen detaillierten Fallvignetten gelingt schließlich der endgültige Brückenschlag in die Psychodynamik des Symptoms ("Der Pferdejunge“, "Die Frau mit dem Vaterkomplex“, etc.), in denen sich viele LeserInnen schnell wiederfinden können, und lehrreiche Schlüsse auf die Er-Lösung von ihrem eigenen Leiden ziehen können!

Positiv: Immer dann, wenn medizinische Fachbegriffe benutzt werden, übersetzt die Autorin diese auch in allgemeinverständliches Deutsch (sowohl im Text als auch in einem extra vorgesehenen Glossar)!

Noch positiver: Im Abschnitt über die Urtikaria beschreibt sie selbst ein – vorübergehendes – Betroffensein von diesem Symptom – und auch die Heilung durch Einsicht in die Ursache und die notwendigen, lebensverändernden Neuentscheidungen!

Und wie ein roter Faden ziehen sich durch dieses Buch:

  • Hauterkrankungen (und andere) als Ergebnis des Ausdrucks unterdrückter vitaler Gefühle, und
  • als Folge ungelöster, oft verdrängter Beziehungskonflikte, deren Ursprung oft in der Herkunftsfamilie liegen

Und genau darum geht es eben: Unterbleibt dieser psychosomatische Blick – neben der schulmedizisch Linderung verschaffenden Behandlung – erhält man oft genau dieses Ping-Pong-"Spiel“ von Wiederaufflammen und vorübergehender "Heilung“ – Würden mehr Hautärzte die psychologische Befindlichkeit gerade zum bzw. vor dem "Ausbruch“ der Krankheit berücksichtigen, mehr PatientInnen könnten von dieser ganzheitlicheren Sichtweise profitieren!

Daher mein Fazit, dass der Überschrift entspricht: 1-A-Ratgeber für Betroffene und Pflichtlektüre für jede(n) Hautarzt/Hautärztin und PsychosomatikerIn!

Produktinformationen (aktuellste Auflage

Taschenbuch: 320 Seiten

Verlag: Patmos-Verlag; Auflage: 1 (15. März 2009)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 9783491401501

ISBN-13: 978-3491401501

ASIN: 349140150X

Format: 14,4 x 3 x 21,3 cm

Preis: 19,90 €

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