Krisenintervention


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Klassisch ist die "Krisenintervention im Rettungsdienst“ (geschützter Begriff) für diese Tätigkeiten im Einsatz:

⋅ Angekündigter Suizid oder Verhalten, das klar in diese Richtung deutet,

⋅ Begleitung der Polizei bei der Überbringung von Todesnachrichten
  (zum Beispiel nach Verkehrsunfall oder erfolgloser Reanimation),

⋅ Betreuung von sogen. "Sekundärtraumatisierten“ (Beobachtern von
  Erlebnissen, die das normale Verarbeitungsvermögen überschreiten),

⋅ Betreuung von Einsatzkräften bei und nach belastenden Einsätzen.

Zum Einsatz kommen im Regelfall entweder besonders geschulte Mitarbeiter mit psychologischem Bildungshintergrund (dann laufen die unter der "Fahne“ Krisenintervention) oder Mitarbeiter mit kirchlichem Hintergrund (dann steht auf dem Rückenschild "Notfallseelsorge“ – die einen dann eher wie Rettungskräfte (gelb/orange/rot) gekleidet, die anderen in lila-violett…

Im Normalfall werden die Kräfte beider Gattungen über die Leitstellen der Polizei oder der Feuerwehr (oder bei sogen. integrierten Leitstellen von dieser) alarmiert, die Mitarbeiter der Krisenintervention sind in der Regel einer bekannten Hilfsorganisationen (DRK/BRK, Johanniter, Malteser, ASB, etc.) oder auch privaten Trägern (wie z. B. FALCK, einem Rettungsdienstunternehmen mit Sitz in Hamburg, das immer häufiger im gesamten Bundesgebiet anzutreffen ist…) zugeordnet, und nutzen auch Einsatzmittel (Ausrüstung, Fahrzeuge, etc.) dieser Träger.

Außerdem unterhalten viele hilfeleistende Organisationsstrukturen (Feuerwehr, Polizei, etc.) eigene Kräfte zur Betreuung von ihren Mitarbeitern, dies wird dann regelmäßig als PSNV-E (Psychosoziale-Notfallbetreuung/-versorgung für Einsatzkräfte) bezeichnet (auch in Abgrenzung zur PSNV-B (das "B“ steht dann für "Betroffene“), die sich eben um direkt betroffene, um Ersthelfer, Angehörige, etc. kümmert.


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Situation im Kreis und den angrenzenden Städten

Krisenintervention ist keine Pflichtaufgabe: Weder kommunal, noch auf Bundesländer- oder Bundesebene existieren Gesetze, Verfügungen oder andere gleichrangige Regelungen, die eine Unterhaltung von Einsatzmitteln und Einsatzkräften gesetzlich vorschreiben oder gar regeln würden! Dies halte ich einerseits für einen schweren Mangel (s. u.), andererseits bietet genau dieser Umstand ein freies Feld der individuellen Ausgestaltung.

So ist es eben auch von Bundesland zu Bundesland (inklusive der sogen. Stadtstaaten – also Bundesländern rechtlich gleichgestellte Gebietskörperschaften wie Berlin, Hamburg und Bremen, die sowohl kreisfreie Städte, als auch Bundesländer sind – komplett unterschiedlich, wie dieses Thema angegangen wird. In Hamburg verfügt die excellent aufgestellte Krisenintervention zum Beispiel über Einsatzfahrzeuge mit Sonderrechten (Blaulicht und Martnhorn), und wird in Trägerschaft des DRK organisiert, woanders auf dem platten Land gibt es überhaupt kein ernst zu nehmendes Angebot für die Begleitung in seelischen Notlagen. Allenfalls für Einsatzkräfte existieren unterbesetzte Angebote psychologischer Beratung und Betrauung, was die betroffenen Hilfs- und Einsatzkräfte im Bedarfsfall auf eine ähnliche Ochsentour der langwierigen Suche zwingt, wie das bei üblichen Betroffenen auch aussieht (eben monatelanges Warten auf Therapieangebote).

Ich wohne in Volmarstein, als Ortsteil der dem Ennepe-Ruhr-Kreis angehörigen Stadt Wetter (Ruhr). Und angeblich gibt es hier ein angemessenes Angebot an Krisenintervention, hier in Gestalt einer Notfallseelsorge, einem Angebot also, dass freiwillig und ehrenamtlich von Pfarrern und Pfarrerinnen hauptsächlich der beiden Konfessionen Evangelisch und Katholisch zuzuordnen, jedoch zahlenmäßig schwerpunktmäßig evangelischen MitarbeiterInnen. Auch wenn diese selbstverständlich ihrem Anspruch nach anstreben, überkonfessionell zu arbeiten, also auch für Bürger ohne Kirchenzugehörigkeit, Menschen jüdischen, moslemischen Glaubens, Angehörige anderer Glaubensgemeinschaften (Evangelisch-Freikirchlich, Zeugen Jehovas, Orthodoxe Christen, etc.) da zu sein, schränkt meiner Erfahrung nach genau diese Organisation die Arbeit nachhaltig ein. (Beispiele: Von banal wie "Schuhe ausziehen vor Betreten der Wohnung“ bis ganz gruselig – siehe unten…)

Als ich vor mehr als 20 Jahren aus Dortmund nach Wetter umzog, suchte ich den koordinierenden Pfarrer der Notfallseelsorge auf, um eine Kooperation zu verabreden. Auch wenn das rein formell nicht zu den "Zugangsvoraussetzungen“ gehörte, zog dieser doch sehr ernst die Augenbrauen hoch, als er von meinem Kirchenaustritt erfuhr, und verweigerte nachfolgend die Teilnahme an – dem Programm nach – durchaus qualitativ hochwertigen Fortbildungen und die Zusammenarbeit (auch später habe ich es noch einmal versucht, gleiches Ergebnis). Danach traf ich folgerichtig die Entscheidung: "Mach es auf deine Weise!“

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Selbstverständlich gab und gibt es wahrscheinlich viele positive Beispiele für eine gelungene Notfallseelsorge im EN-Kreis, sicher ist jedoch auch, dass selbst die beste Notfallseelsorge nicht den Anspruch, den Umfang und die Ausgestaltung umfasst, wie ich sie für notwendig halte und deshalb auch praktiziere (siehe HIER)! Vier Fallbeispiele mögen illustrieren, warum ich das bestehende System kritisiere (keineswegs als verallgemeinerte Kritik zu verstehen, die "guten Kollegen“ dort mögen sich wertgeschätzt fühlen):

⋅ "Ach, schon wieder eine Schlitzerin!“

Ich gerate – eher zufällig – in eine Szenerie "akuter Suizidversuch durch Sprung von Brücke“, es ist Hochsommer, die Betroffene ist entsprechend dem sehr warmen Wetter typisch sommerlich-leicht bekleidet. An den Armen sind die sogen. "Borderlinern“ bekannten Narben von Selbstverletzungen zu sehen (die Haut wird an diesen Stellen oft nicht mehr gebräunt, und die Narben erscheinen deshalb um so klarer sichtbar). Polizei und Rettungsdienst sind anwesend, der Notfallseelsorger, der Bereitschaft hat, erscheint mit seinem KFZ an der Einsatzstelle. Mit deutlich auch aus einiger Entfernung hörbaren Worten "Ach nein, nicht schon wieder so eine Schlitzerin!“ verlässt er sein Fahrzeug, und nähert sich dem Geschehen…

Ich bin normalerweise sehr ruhig in meiner Mitte, bemühe mich, jederzeit die Contenance zu wahren. Aber in dieser Szenerie habe ich dann ausnahmsweise diesen "Kollegen“ angebrüllt, und ihm den Weg gewiesen – mit Billigung der anwesenden Polizeibeamten! Danach habe ich meinen Job wie in den mehr als 60 Fällen von Begleitung bei konkreter Suizidabsicht gemacht – zum Glück (das gehört halt auch immer dazu…) erfolgreich… – und manchmal ist Schweigen wirklich goldiger als Reden…

⋅ "Von Vergewaltigern als Engels-Lehrer für Vergebung“

Es klingelt bei einem dieser typischen Reihenhäuser. Der Familienvater öffnet die Tür und ahnt schnell nichts Gutes. Vor dem Gartentürchen am Eingang steht seine 16jährige Tochter, gestützt und flankiert von zwei Polizisten, einer männlich (KHK), eine weiblich (POK). Im Schlepptau ein in lila-violett gewandete Einsatzkleidungr Notfallseelsorger. Das Quartett betritt nach dem Drücken des Türöffners über den Weg ca. 5 Meter bis zur Haustür, ca. 3 Meter Flur das Haus, und sitzt wenig später (noch einmal rechts abbiegen..) im Wohnzimmer. Drinnen (das ist rechtlich so geregelt) berichten die Polizeibeamten von der geschehenen Vergewaltigung, dem anschließenden Krankenhausaufenthalt (Untersuchung, Beweisufnahme- und -sicherung, Versorgung mit Medikamenten, etc.) und was bisher an Betreuung passiert ist. Dann geht die "Regie“ sozusagen auf den Notfallseelsorger über. Doch was dieser dann (Auszug) von sich gibt, verschlägt sowohl der Betroffenen, den Eltern, sowie den erfahrenen Beamten die Sprache: "Gott habe“ – so der &uot;Seelsorger“ – "der Tochter den Vergewaltiger als Engel gesandt, auf dass sie den Segen der Vergebung lernen möge!

Der erste, der seine Sprache wieder fand, war der Vater: "Also, wissen Sie noch, wie Sie hier hereingekommen sind – ich rekapituliere: Gartentür, ca. 5 Meter bis zur Haustür, 3 Meter Flur, und jetzt sitzen Sie hier im Wohnzimmer. Wenn ich eher am Gartentor bin, als Sie, trete ich Ihnen sowas von in die (+*$%§“&), dass Sie nicht mehr wissen, ob Sie Männlein oder Weibchen sind!“

Soweit der Berricht der Eltern und der Polizeibeamten. Ich kam erst später zu dieser Situation: Der KHK (sorry, wir leiden unter der Abkürzeritis) kannte mich aus einer anderen Situation, und hatte mich mit den Worten "Guten Abend Herr Klotz, können Sie bitte dringend mal vorbeikommen, hier ist gerade etwas fürchterlich schief gelaufen…!“ angerufen… Und dann haben wir halt zu dritt die seelischen Scherben, die der Pfarrer angerichtet hatte, wieder gekittet…

⋅ "Sie haben Ihr Leid selbst verursacht, vor der Geburt…!“

Es meldet sich bei mir auf eine Empfehlung einer Klientin eine schwertraumatisierte Frau, ca. 35 jahre alt. Nachdem sie mir ausführlich ihr schweres, von diversen Schlägen durchzogene Leben und die daraus resultierenden Folgen geschildert hatte, berichtete sie von einer "Betreuung“ durch einen Notfallseelsorger. Dieser hatte ihr ebenfalls in einer seelischen Akut-Notlage – zunächst scheinbar zugewandt – zugehört, um dann folgendes zum Besten (präziser: Zum Schlechtesten) zu geben: "Wissen Sie: Aus göttlicher Sicht haben Sie vor dem Eintritt in dieses Leben so eine Art Drehbuch Ihres Lebens geschrieben – inklusive all dieser Erlebnisse. Gott will Sie nur prüfen (mit Verweis auf das Buch Hiob). Und Gott legt nur den Menschen solches Schicksal auf die Schultern, die das auch tragen können. Also beschweren Sie sich nicht, und wenden Sie sich wieder intensiv Gott zu – Kirchgang nur an Ostern und Weihnachten reicht eben nicht…!

Es hat mehrere Beratungseinheiten gekostet, diesen bösartigen Unsinn wieder aus Ihrem Kopf zu löschen, dabei hat mir meine eigene, recht fundierte Bibelkenntnis sehr geholfen – ihren unmittelbar darauf folgenden Kirchenaustritt kann ich gut nachvollziehen…

⋅ "Trösten Sie sich: Es war Gottes Wille!“

Der Vorfall ereignete sich im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in 2021, die nicht nur – in den Medien prominenter behandelt – das Ahrtal betraf, sondern auch neben Städten wie Bad Münstereifel in besonders schlimmer Weise weite Teile des Stadtgebietes von Hagen (Westfalen). Der Zusammenfluss dreier Flüsse (Ruhr, Lenne, Volmer und Lennepe) sowie die Hochwasserstände, die durch anhaltende Regenfällen in den in den Tagen um den 15. Juli 2021 mit Wassermengen, die auch eine gute Kanalisation sowie Flusseinfassungen, Regenrückhaltebecken und Ausgleichsflächen nicht mehr "wuppen“ konnte, bewirkte großflächige Überflutungen, die sowohl Sachwerte wie Menschenleben gekostet hat.
Nachsatz: Auch mein Bio-Selbstversorger-Kleingarten im Stadtteil Vorhalle, für den ich gegen 3:30 h endlich auch kurz Zeit hatte, war zu diesem Zeitpunkt mit 1.20 m hoher, brauner Brühe ( ) überschwemmt, so dass ich nur noch die Zufahrt mit Warnlampen und Warnleuchten absperren konnte, um zu verhindern, dass andere dort Betroffene sich dort ins Unglück bringen könnten (bei der Anfahrt war im Scheinwerferlicht tatsächlich nur eine undefinierbare, schwarze "Wand“ zu sehen, zu unsinnig mutigen versuchen, da hindurch zufahren – siehe oben…). Zum detaillierteren Einsatzbericht siehe bitte HIER!

Vorher, zu vorgerückter Stunde bin ich im Stadtgebiet Hagen auf zwei auf einer Parkbank sitzenden Ehepaar gestoßen, außer dem, was sie auf dem Leib trugen und ihrem Hund hatten sie nichts von ihrem Hab und Gut retten können. Da ich sozusagen im Rücken von ihnen stand, und sich denen gerade ein "Kollege in lila“ (Notfallseelsorge) näherte, habe ich erst mal abgewartet. Dieser wandte sich an die beiden schwerbetroffenen Menschen, und hatte außer dem Spruch "Trösten Sie sich, es war Gottes Wille!“ nichts Konstruktives anzubieten. Nachdem er sich entfern hatte, habe ich den Kontakt angeboten, der sehr gern angenommen wurde.

Ich habe dann schließlich neben ausgiebigem emotionalem Beistand das getan, was ich für geboten hielt: Kontaktaufnahme mit der zentralen KAT-S-Kontaktstelle, Besorgung eines Hotelzimmers, Ausstattung mit dem Notwendigsten (Hygieneartikel, etc.) und der Zusage, mich am nächsten Tag weiter zur Verfügung zu halten (Begleitung bei Behördenkontakten, etc.)…

Ich selbst bin in der evangelischen Landeskirche groß geworden, also von Kindergottesdiensten, Gottesdiensten, Flötenkreis, Posaunenchor, Teestube, später Mitglied im kreissynodalen Jugendaussschuss – das volle Programm! Einen gut Teil meiner praktischen Ausbildung im Rahmen meines ersten Studiums (Sozialarbeit, FH Dortmund) habe ich äußerst engagiert und voll überzeugt im Jugendbereich und beim Schalom-Hof-Projekt in (damals noch PLZ 4711) Capelle verbracht, bin zunächst bei vielen Kinder- und Jugendfreizeiten als Teilnehmer, später als Teamer mitgefahren. Schon früh habe ich mich – meiner Natur entsprechend – auch kritisch mit Fragen des Glaubens in allen Aspekten auseinandergesetzt. Nach einigen einschneidenden Erlebnissen mit den dem "Bodenpersonal Christi auf Erden“ bin ich Anfang der 2000er Jahre aus der Kirche ausgetreten.

Dennoch – für mich kein Widerspruch – gehe ich selbstverständlich respektvoll sowohl mit Mitarbeitern der hiesigen Notfallseelsorge wie auch Betroffenen mit christlichem Glauben um. Zum Beispiel: Frau 75, stark im christlichen Glauben verankert, Betreuungsbedarf nach plötzlichem häuslichen Todesfall ihres Mannes (erfolglose Reanimation). Gefragt: "Was würde Ihnen denn nun gut tun?“ antwortete die rüstige Rentnerin: "Ach, wissen Sie, junger Mann: Ich bin mit dem Herrgott und der Jungfrau Maria gut durch meine 75 Jahre gekommen – mögen Sie mit mir vielleicht ein paar Vater-Unser, und ein paar Rosenkranzgebete halten?“ Natürlich bin ich darauf eingegangen. Nach einigen Durchgängen wurde sie spürbar ruhiger und gefasster. Die restliche Zeit bei ihr haben wir damit verbracht, in zwar trauriger aber respektvoller Erinnerung Photoalben zu betrachten und uns darüber zu unterhalten, wer aus ihrem Freundes- und Verwandtenkreis die weitere Begleitung übernehmen könne. Nach ca. 3 Stunden habe ich sie mit einem guten Gefühl und einem menschlich sympathisch empfundenen Segen verlassen… Ein zufällig ebenfalls anwesender Kollege hat mich draußen bei der Nachbesprechung gefragt: "Du sag mal, hast Du die gute Frau jetzt nicht gnadenlos belogen, Du glaubst doch selbst gar nicht daran!“ Darauf habe ich entgegnet: "Also, diese Situation ist weder der richtige Ort noch Zeitpunkt für Glaubensdiskussionen. In Situationen wie diesen geht es nur um eines: Den Betroffenen respektvolle Begleitung anzubieten, und wenn dies halt genau das Bedürfnis abdeckt, dann erachte ich es unabhängig von eigenen, privaten Überzeugungen für genau das Richtige!“ Ein wenige Tage später eintreffender, in gestochen klarer Handschrift geschriebener Brief hat mich in meiner Einstellung und meinem Tun bestätigt…

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Sozialpsychiatrischer Dienst des EN-Kreises

Wie in vielen kreisfreien Städten und Kreisen üblich unterhält auch der Ennepe-Ruhr-Kreis, zu dem das Dorf Volmarstein, wo ich wohne und die zugehörige Stadt Wetter einen Sozialpsychiatrische Dienst.

Welche Aufgaben hat der Sozialpsychiatrische Dienst?

• Beratung, Begleitung und Hilfe bei psychischen Problemen bzw.
  seelischen Erkrankungen, bei Bedarf auch als Hausbesuch

• Unterstützung vor und nach einem Klinikaufenthalt

• Vermittlung von weitergehenden therapeutischen, begleitenden und sozialen Hilfen

• Hilfe in Krisensituationen

Wer kann sich an den Sozialpsychiatrische Dienst wenden?

• Menschen mit psychischen Problemen sowie deren Angehörige,
  Freunde, Bekannte, Nachbarn und Kollegen
• Beratungsstellen und Institutionen, die im Umgang mit psychisch
  erkrankten Personen Hilfe suchen
• Menschen mit einer im Vordergrund stehenden Suchtmittelproblematik
  wenden sich bitte an die örtlichen Sucht- und Drogenberatungsstellen.

Mit wem kooperiert der Sozialpsychiatrische Dienst?

• (psychiatrische) Kliniken, Tageskliniken und Institutsambulanzen

• Ärzte, Fachärzte, Psychologen, Psychotherapeuten

• psychiatrische Fachdienste wie z. B. Wohnheime, ambulant betreutes
  Wohnen, Werkstätten für behinderte Menschen, psychiatrische
  Pflegedienste

• psychosoziale Fachdienste wie z. B. Pflegedienste, Beratungsstellen für
  Wohnungslose, Seniorenberatung, Selbsthilfekontaktstellen,
  Sucht- und Drogenberatungsstellen, Berufsbetreuer, Familien- und
  Lebensberatungsstellen

• Behörden, Sozialämter, Jugendämter, Ordnungsämter,
  Justizbehörden, Jobcenter, Bundesagentur für Arbeit

Wer arbeitet beim Sozialpsychiatrischen Dienst?

• Fachärztinnen/Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

• Diplom-Sozialarbeiter*innen bzw. -Sozialpädagoginnen

• Psychologin (M.Sc.)

Welche Kosten enstehen?

• kostenloses Hilfsangebot

• keine Versichertenkarte erforderlich

Hinweise zur Schweigepflicht

• Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen

• Weitergabe von Informationen nur mit ausdrücklicher Zustimmung
  der Betroffenen

Kontakt:
Mo. – Fr.: 8.00 – 12.00 Uhr
Do.: 14.00 – 16.00 Uhr
Tel.: 02336 932788 (EN-Südkreis, Sprockhövel und Hattingen)
Tel.: 02302 922264 (Witten, Wetter und Herecke)

(Quelle: Ärzteverzeichnis EN-Kreis)

Zur Qualität des Sozialpsychiatrischer Dienst des EN-Kreises kann ich keine Aussage machen, außer der, dass diese Institution m. Wissens nach keine aufsuchende Hilfe praktiziert. Im Zweifelsfall arbeite ich jedoch gern mit Mitarbeitern dieser Anlaufstelle zusammen, ebenso wie ich es mit anderen Institutionen (wie zum Beispiel dem " Weissen Ring“) tue…

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"Krisenintervention a la Klotz“

Da ich (leider, noch…) nicht in der üblichen Signalisierungskette der Rettungsleitstelle bin, werde ich nur fallweise von Einsatzkräften der Poliezi/Feuerwehr "alarmiert“, die mich im Einsatz schon einmal erlebt haben, und mich deshalb kennen. Außerdem rufen mich regelmäßig an: Ärzte (selbst niedergelassene Fachärzte und das ortsansässige Krankenhaus haben mich schon mehrfach um Hilfe gebeten…), Mitarbeiter des Fachdienst Ordnung (ehemals Ordnunsgamt), private Sicherheitsunternehmen, Abschleppdiensten (z. B. nach Verkehrsunfällen) und andere engagierte Mitbürger. Weitaus häufiger treffe ich auf meine &qzot;Fälle“ durch das Aufsuchen von Plätzen und Orten, wo ich weiß, dass sich Hilfsbedürftige aufhalten (im öffentlichen Raum, an bekannten Schlafstellen Wohnungsloser, in den kommunalen Notschlafstellen, etc.).

Meine Motivation: Als ich selbst einmal Hilfe brauchte, war niemand für mich da! Diese Erfahrung teile ich mit vielen Betroffenen: Solange es einem gut geht, glaubt man, Freunde zu haben. Geht es einem dann mal wirklich schlecht, dann gibt es entweder betroffene Sprachlosigkeit oder scheinschlaue Tipps ("…nun reiß Dich doch mal zusammen!“) – ein Grund, warum viele als "Penner“ diffamierte Mitmenschen öfters einen Hund als Begleiter bei sich haben (…der macht keine dummen Sprüche, stellt keine blöden Fragen – er ist einfach da!) Und deshalb setze ich halt meine Zeit, Geld, Talent, meine professionelle Aus- und Weiterbildungein – es ist einfach meine Entscheidung, dort, wo andere wegsehen (oder gar filmen…) etwas aktiv zu tun!

Beitragsbild Zertifikat Letzte Hilfe
(Beispielhaftes Zertifikat unendlich vieler Aus- und Fortbildungen…)


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Ausstattung

Ich nutze für meinen Dienst ein Fahrzeug VW Touran. Dieses Fahrzeug ist für die unterschiedlichsten Einsatzszenarien ausgestattet, diese hat sich mit zunehmender Erfahrung aus der Praxis immer mehr erweitert. Zur Grundausstattung… (Funk, GSM, CB, PSA, Einmal-Handschuhe, Feuerwehrhelm mit Nackenschutz/Visier nach EN443:2008 und SOLAS Zulassung, Gummistiefel/Wathose, etc.) kommen diverse weitere einsatzbezogene Ausstattungen:

Szenario: "Verkehrsunfall (VU) und Absicherung“
⋅ 6 x "Frankfurter Kegel“ zur Absicherung/Markierung (mit
  Top-Beleuchtung)
⋅ 4 x Blinkleuchten, gelb
⋅ Materialplane, Regenschutz
⋅ 2 x Starklichtleuchten auf Ständer (LED, entsprechend 1000 W)
⋅ 2 x 50 m Absperrband rot/weiß
⋅ 2 x Sicherungsleine 50 m
(weitere Ausstattung siehe "Erste Hilfe“)

Szenario: "Brand“
⋅ PSA (Persönliche Schutzaussattung), Atemschutz (Vollgesichtsmaske
  nach DIN/EN mit CO/NOx-Filter)
⋅ Feuerloscher (Jeweils 2 x 6 Kg Schaum/Pulver)
⋅ 2 x Löschdecke

Szenario: "Erste Hilfe“
⋅ 4 x Verbandkasten nach DIN 13157 (auch zur Weitergabe an
  Mithelfende Ersthelfer)
⋅ Rettungsrucksack (Standard nach DIN 13160)
⋅ Rettungsrucksack Atmung/Beatmung (Standard nach DIN 13155)
⋅ 1 x 1-Kanal-EKG, 1 x 3-Kanal-EKG
⋅ 1 x EDAN H100B-Pulsoxymetrie (gem. ISO-Standard 10993/IEC
  EN60601-1-2)
⋅ 2 x Philips AED HS 1 (Erwachsenen- und Kinderelektroden)
⋅ Erweiterte Ausstattung "Wundversorgung“ (oft im Einsatz bei
  wohnungslosen Menschen)

Szenario Erste Hilfe für die Seele:
Über die üblichen Tätigkeitsgebiete, die eine ganz und gar klassische Krisenintervention (s. o.) abdeckt, warte ich nicht nur auf Anforderungen
durch Leitstellen der Polizei oder der Feuerwehr/Rettungsdienste, sondern suche gezielt Orte auf, an denen sich Menschen in diversen
seelischen Notlagen üblicherweise aufhalten, und gehe mit wachen Augen durch die Welt, sehe nicht weg sondern hin, spreche an, biete Hilfe an. Zusätzlich wird meine Unterstützung gern in jenen Lagen angenommen, die nicht originär Tätigkeitsgebiete der KIT sind, zum Beispiel die Begleitung in die Rechtsmedizin nach Todesfällen, die Betreuung wohnungsloser Menschen, von Drogenabhängigen und "anderen übersehenen Helfern“ (wie z. B. MitarbeiterInnen von Abschleppunternehmen).
⋅ Diverse Materialien zur Betreuung Betroffener und Einsatzkräften
  jeglicher Konfession
⋅ Dokumentationsmappe (Standard nach…)
⋅ 2 x steril verpackte Rettungsteddys (nicht nur für kleinere
  Betroffene hilfreich)

Szenario: "Betreuung von Wohnungslosen Menschen“

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Gerade aber nicht nur in den kalten Jahreszeiten suche ich gezielt Orte und Plätze auf, an denen sich Menschen ohne festen Wohnsitz aufhalten und Schutz suchen. Außerdem besuche ich regelmäßig die Notwohn-Einrichtungen in der Stadt, im Kreis und angrenzenden Städten auf. Für diese Arbeit verfüge ich über
⋅ 5 x 2 Liter Pumpkannen (Kaffee/Tee), zusätzlich Milch/Zucker/Süßstoff
⋅ Anlassbezogen koche ich eine frische Suppe…
⋅ Biologisch abbaubare Einmal-Behälter und Besteck (Kaffee-/Teebecher,
  Suppentassen, etc.)
⋅ Mobiler Wasserkocher zum Aufheizen von Wärmflaschen
⋅ Ständig erneuerte Ausstattung mit Schlafsäcken, Isoliermatten, Decken,
  Regendecken, etc. (Ich richte mich da nach den Bedürfnissen und
  Wünschen der Betroffenen)

In Ergänzung zu anderen Hilfsrganisationen biete ich in diesem Bereich zusätzlich psychologische Hilfe sowie die persönliche oder telefonische Begleitung bei Behördenangelegenheiten und die Vermittlung zu Schutzeinrichtungen (Bsp.: Frauenhaus) und zu Opferschutzverbänden (Bsp.: "Weisser Ring“) an

Für den Jahreswechsel 2025 ist die Aktion "Frohe Weihnachten – auch für Wohnungslose“ in Vorbereitung…

Szenario: "Betreuung von i.v.-Drogenkonsumenten“

⋅ Einmalspritzen 5/10 ml (steril)
⋅ Einmalkanülen (div. Größen, steril)

Hinweis: Ich bin nicht Jesus, kann Drogenkonsumenten – oft langjährig erfahrene, letztlich tief verzweifelte Menschen nicht durch Handauflegen heilen. Ich bin kein Arzt, kann bei einer Überdosis kein Gegenmittel (z. Bsp. NALOXON/NARCANTI) geben, um wie häufig erlebt, wenn ich Rettungskräfte und Notarzt nachalarmiere, teilweise schon nach Minuten eine deutliche Verbesserung des Allgemeinzustandes (AZ) des oder der Betroffenen zu beobachten – aber ich kann und darf hinsehen, statt wegzusehen, unter Beachtung meines Eigenschutzes (Schutzausrüstung, Impfung, etc.) "saubere“ Hilfsmittel anbieten, andere Profis alarmieren, Betreuen,

Szenario: "Großlagen (Katastrophen, Amok & Co.)“
Aus Anlass der Flutkatastrophe in 2001, von der auch Stadtteile in Hagen, Bochum, etc. betroffen wurde, habe ich die Ausstattung entsprechend ergänzt. Aufgrund des hohen Platzbedarfs werden diverse Einsatzmittel fallweise zugeladen, u. a.
⋅ Erweiterte Ausstattung Funk, Materialien zur temporären Einsatz- und Einsatzabschnittsleitung
⋅ Stromversorgung 5 kW
⋅ 20 L Kanisten Benzin
⋅ Lenzpumpe, benzinbetrieben
⋅ Lenzpumpe, strombetrieben

Szenario: "Psychologische Betreuung von Abschleppunternehmen“
Anlass für dieses spezielle Angebot war eine Begegnung mit einem Mitarbeiter eines Abschleppunternehmens nach einem Verkehrsunfall (VU), der mich, der ich noch länger an der bereits geräumten Unfallstelle geblieben war, mit den Worten begrüßte "Ach, gut, dass Sie noch da sind, ich bin völlig am Ende!“ (Hintergrund waren mehrere schwere Einsätze für ihn, bei dem auch bei VU´s Personen aus ihren verunfallten Autos mit hydraulischen Mitteln von der Feuerwehr gerettet werden mussten, wobei ein Verletzter nur noch tot geborgen werden konnte, und ein weiterer Verletzter unter lauten Schmerzensschreien befreit werden musste, die ihn nun jede Nacht aus dem Schlaf reißen).

MitarbeiterInnen von Abschleppunternehmen fallen leider allzuoft bei der psychologischen Betreuung regelmäßig durchs Raster der Aufmerksamkeit und weil sie eher zum Menschentyp "…ist halt ein harter Job, wo man so manches schweres, menschliches Schicksal zu sehen bekomme – also muss ich die Zähne zusammenbeißen!“ gehören, lauert hier die konkrete Gefahr einer PTBS (Posttraumatischen Belastungsstörung) bis zur Arbeitsunfähigkeit (AU)! Mittlerweile gibt es Kooperationen mit regional tätigen Unternehmen…

Szenario: "Ohne Moos – nix los!“

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Wir leben im dritt- manchmal auch "nur“ viertreichsten Land der Welt. Diesen Umstand verdanken wir der eher zufälligen Tatsache, dass unsere Eltern eben nicht in Somali, Bangladesh oder Armenien auf die Welt gekommen sind. Wir (zumeist, obwohl es auch in Deutschland mehr als 1 Mio armutsbetroffene Knder gibt…) haben glücklicherweise den "Luxus“ ausreichender Ernährung, eines sowohl kosten- wie gefahrlosen Schulbesuchs, mehr als 70 Jahre Frieden und andere Vorteile genießen dürfen – das lag nicht in unserer Macht!

Und dennoch gibt es enendlich viele Menschen, dennen es am Nötigsten mangelt – nicht nur in den letzten Tagen vor dem Monatswechsel und einer viel zu geringen sogen. "Grundsicherung“ (Bürgergeld, HARTZ IV, Arbeitslosenhilfe, etc.), Leistungen, die m. E. nach dem Grundsatz von Artikel 1 Grundgesetz (…da ist von Würde des Menschen, aller Menschen, die Rede…) widerspricht. Und ich schäme mich fremd, wenn ich ältere Menschen erlebe, die ihre karge Rente durch Sammeln von Pfandflaschen aufbessern – trotz häufig fleißigem aber eben geringbezahltenm Arbetsleben! Und dann helfe ich mittlerweile immer öfter eben jenen Betroffenen mit Bargeld über Ihre Engpässe…

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Fallbeispiele

Beispiel für Dankeschreiben nach Rettung Schlaganfall
Beispiel für Dankeschreiben nach Rettung Schlaganfall (s. u.)

Wenn ich – selbstverständlich anonymisiert – nachfolgend ein paar Fallgeschichten darstelle, beachten Sie bitte, dass die Bezeichnung "Fall“ eine rein funktionale Bezeichnung darstellt. In dieser und ähnlichen Tätigkeiten kommt es bei professioneller Hilfe entscheidend auf den gelungenen Spagat zwischen "genug Mitgefühl“ und "zu viel Mitgefühl“ (was letztlich zur Handlungsunfähigkeit führt, also weder professionell noch zielführend ist) an… Die Fälle sind nicht chronologisch geordnet. Wenn Sie regelmäßig über meine Arbeit informiert werden wollen, registrieren Sie sich bitte für meinen Newsletter!


(An diesem Artikel wird noch gearbeitet – bitte schauen Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorbei!)

Einsatz-Stichwort: "Frau, ca. 70 in psychischer Ausnahmelage“


Einsatz-Stichwort: "Brand an/in Gartenlaube“


Einsatz-Stichwort: "VU, PKW auf Glatteis gegen Laternenmast, Airbags offen“

Es ist Winter, die Straßenverhältnisse entsprechend. Jetzt sind Abstand-Halten und angepasste Geschwindigkeit Trumpf. Ich habe meinen Führerschein vor ca. 40 Jahren im Winter gemacht, und noch heute sind mir einige, kluge Sprüche meines Fahrlehrers (Dank an Ernst Günter Fischer selig!) im Bewusstsein. Ich fahre von Hagen auf der Weststraße Fahrrichtung Wetter/Volmarstein. Durch eine scharfe, 90°-abknickende Vorfahrtsstraßenführung biege ich Richtung Wetter ab, und passiere linker Hand die von mir unterhaltene Gedenkstelle an den tragisch verunglückten HBM Armin Samsen, die durch ein Kreuz und dauerhaft unterhaltene LED-Grablichter auf die Tücken dieser Kurve zusätzlich eindrücklich aufmerksam macht (…auch wenn das nun schon ein paar Jahre her ist: Die immer wieder dort hinterlassenen Botschaften bestärken mich darin, dies auch weiterhin zu unterhalten und zu pflegen…).

Vor dem 3. Laternenpfahl hat einen Kompaktwagen (Golf-Klasse) "schwungvoll, unorthodox eingeparkt“ – der Pfahl beginnt nun unmittelbar vor der zerstörten Wundschutzscheibe, das Fahrzeug ist in den Mast fest verkeilt, die Airbags sind geöffnet, muss wohl ordentlich ins Schleudern gekommen sein… Also fährt in mir das VU (Verkehrsufall)-Programm ab: Stelle sichern (Kegel, Blink-Warnlampen gelb, etc.), dann schon mal den ersten Notruf absetzen, dann nähere ich mich dem Fahrzeug.

Bei dem Fahrer müssen an diesem Tag wohl sämtliche Schutzengel Bereitschaft gehabt haben: Weder ist er in seinem Fahrzeug eingeklemmt, er ist bei ansprechbar und kreislaufstabil, dazu kein ABCDE-Problem, keine nennenswerten offenen Blutungen). Da ich in dieser Lage keine tiefgehenden Abschätzungen vornehmen kann, beschränke ich mich auf das Grundprogramm: Stifneck, Blutdruck, Überwachung und Beruhigung durch Anwesenheit. Der flott eintreffende Rettungsdienst – nächster Standort Wache Vorhalle – schüttelt auch fassungslos die Köpfe: Angesichts der Szenerie hätte man durchaus mit weitaus schwereren Verletzungen rechnen können. Der Fahrer, allein im Fahrzeug gewesen, wird daraufhin schonend gerettet, im RTW transportfähig gemacht und ab ins AKH…

Die nur wenig später eintreffende Polizei nimmt den Unfall auf, wir tauschen meine Absicherungs-Einsatzmittel gegen deren aus, und mit einem Dank werde ich freundlich "entlassen“…

Was können Laien aus diesem Fall lernen?

⋅ In erster Linie: Anhalten, schauen, ob man helfen kann, mindestens
  einen Notruf absetzen!
⋅ Stets die eigene Fahrweise den Licht- & Wetterverhältnissen anpassen,
  insbesondere was Bremsweg, Abstand, Geschwindigkeit angeht!
  Auch wenn man sich heute schon fast als Verkehrshindernis fühlt, wenn
  man nicht so schnell fährt, wie es die rotumrandeten Schilder an der
  Straße angeben (hier übrigens 70 mk/h): Sicherheit geht vor, die Straße
  ist keine Rennstrecke, und schon manche(r), der versucht hat, ein paar
  Sekunden herauszuholen, hat dies nachher mit viel mehr Zeit für
  Krankenhaus, Reha & Co. bezahlt – wenn nicht gar gleich mit seinem
  Leben- oder dem Leben anderer…


Einsatz-Stichwort: "Frau, ca. 70, V. a. Apoplex/Intrakranielle Hämorrhagie“

(Wieder) Eine Episode aus der Rubrik "Hingehen, wo andere weggehen, handeln, wo andere nichts tun, gaffen oder sogar filmen!“ Gelegentlich parke ich in Wetter hinter dem Gebäude in der Kaiserstraße, wo früher die COMMERZBANK-Filiale (heute KOLPING) ihren Standort hatte. Als ich nach ein paar Besorgungen zu meinem Fahrzeug zurückkehre, treffe ich dort auf eine Gruppe von Passanten (ca. 10), die um eine am Boden liegende, ältere Frau herumstehen. Der Einkaufstrolly der Frau liegt umgekippt neben ihr, der Inhalt halb ausgekippt. Zuerst stelle ich mich selbst vor, zufällig habe ich eine Einsatzjacke an. Also (Stichwort: Eigensicherung) Einmal-Handschuhe angezogen, und Schnell-Check: Die Frau ist nicht ansprechbar, Puls peripher (Handgelenk) ist gut tastbar und regelmäßig, Frequenz leicht erhöht, Atemryhtmus normal. Auf die Frage: “Kann mir jemand von Ihnen sagen, was hier passiert ist, ist jemand verwandt oder befreundet?“ Niemand verwandter oder Bekannter gibt sich zu erkennen. Aber aus der Menschentraube gibt es Sprüche wie "…ach die ist bestimmt wieder nur betrunken!

Nun, betrunken oder nicht (was sich später als Blödsinn herausstellt): Die Frau braucht Hilfe! Also nach Kurzuntersuchung (die Frau klarte zwischenzeitlich etwas auf, die Frage nach Schmerzen im Rückenbereich verneinte sie) erst einmal in der Lage belassen, getreu nach gelerntem ABCDE-Standard also kein A, kein B, kein C-Problem, keine feststellbaren, stärkeren äußeren Blutungen (außer ein paar Schrammen), nach erklärtem Einverständnis Blutdruck genommen, dieser initial (beim Eintreffen) jenseits 230 systolisch, keine Erinnerung an den Sturz, erst einmal die Leitstelle informiert, aufgrund des AZ (Allgemeinzustandes) mit Verdacht auf Apoplex (Schlaganfall) oder intrakranielle Hämorrhagie (Gehirnblutung) RTW bestellt, und diesem gleich mitgegeben, dieser möge doch direkt den Parkplatz anfahren (die direkte Anfahrt ist verteufelt steil, weil sich der Parkraum auf der Ebene des 1. OG befindet.

Danach erst einmal alle Gaffer weggeschickt, habe zwei Umstehende als Helfer verpflichtet (einen bei mir in Reserve, einen anderen vor das Gebäude auf die Straße zum Einweisen des RTW), was diese auch freundlicherweise mitmachten. Weiter (selbstverständlich wiederum mit Einwilligung) BZ (Blutzucker) genommen (Werte normal), Blutdruck weiter beobachtet (blieb hoch), weiter im ABCDE-Schema: D-Problem (Neurologisch), die Frau berichtete von leichtem Kribbeln in den Extremitäten, FAST-Test (Spontan-Test auf Schlaganfall) positiv (zwar keine Merkmale wie einseitige Lähmung, hängende Mundwinkel, aber beim Grifftest linke Hand spürbar kraftloser als rechts. Parallel Wärmedecke besorgt, Fieber gemessen (normal)…

Schließlich trifft der RTW ein, die Besatzung freut sich über den Einweiser (das macht manchmal elende Minuten bei der Endanfahrt aus, wenn man wegen schlecht lesbaren Hausnummern, unklaren Ortsebezeichnungen, etc. eigentlich schon am Einsatzort ist, aber den Patienten nicht findet, und schlie0lich gilt bei der Verdachtsdiagnose ja "Time is brain“…), knappe, professiomnelle Übergabe. Die Kollegen vom Rettungdienst messen alles noch einmal nach, bestätigen die Verdachtsdiagnose. Dann folgt die Anmeldung in einem geeigneten Krankenhaus, zur Wahl stehen das AKH (Allgemeines Krankenhaus Hagen) oder das GKH (Gemeinschaftskrankhaus Herdecke), weil diese über eine sogen. STROKE-UNIT (Spezielle Kompetenz bei Verdacht Schlaganfall oder Gehirnblutung) verfügen, schließlich geht es mit Sonder- und Wegerechten ins AKH. Ich helfe noch ein bisschen beim Aufräumen und Einladen (…ist halt doch recht schräg alles an dem Parkplatz), und nach Angabe meiner Kontaktdaten als Ersthelfer ab nach Hause.

Eigentlich ist an dieser Stelle mein "Einsatz“ zu Ende – da ich weder verwandt noch bevollmächtgt bin, kriege ich auch keine Informationen über die weitere Entwicklung, und das ist nicht nur gesetzeskonform als auch okay. In diesem Fall gibt es dann aber doch noch eine Nachlese: Ein paar Tage später komme ich wieder an dieser Stelle vorbei. Sofort schießt eine Mitarbeiterin aus der COMMERZBANK aus der Tür, da ich in Wetter und Umgebung recht bekannt bin, spreicht sie mich an: "Herr Klotz, Herr Klotz, ich habe Post für Sie!“ "Post?“ frage ich, "Ich bin doch gar kein Kunde bei Ihnen!“ "Nein!“ antwortet die Bankmitarbeiterin, die mir vom Sehen bekannt ist, "Ich habe einen Brief für Sie, der hier abgegeben worden ist!“ Und dann übergibt sie mir eben diese Nachricht, die auszugsweise (und selbstverständlich anonymisiert) oben abgebildet ist ("Laura, Enkelin der Frau, der Sie am Freitag das Leben gerettet haben – Danke!“ Die alte Dame hat das Ganze (es war dann doch ein – wenn auch leichter und früh entdeckter Schlaganfall) nach einigen Wochen Reha weitgehend symptomfrei ihr Leben weiterführen können…

Was können Laien aus diesem Fall lernen?

⋅ Die meisten Menschen haben einen Führerschein, und im Zuge des
  Erwerbs einen 1.-Hilfe-Kurs (Sofortmaßnahmen am Unfallort) absolviert,
  oft liegt dieser jedoch schon Jahre, manchmal Jahrzehnte zurück, vieles
  Gelernte ist vergessen oder nicht mehr routinemäßig abrufbar.
  Dazu kommen bedenken, etwas falsch zu machen und es gehört bei
  vielen Menschen auch etwas Mut dazu, aus dem Kreis von
  Umstehenden, Nichthandelnden herauzutreten, und entweder
  selbst etwas zu tun, oder andere anzuleiten (in vielen skandinavischen
  Ländern wird 1. Hilfe schon in der Grundschule gelehrt – mit der
  Wirkung einer wesentlich höheren Überlebensrate von Schwerst-
  Erkrankten oder -verletzten…). Deshalb meine Empfehlung:
  Wiederholen Sie mal alle paar Jahre diesen Kurs – es könnte ja
  auch sein, dass Menschen aus Ihrem persönlichen Umfeld einmal
  selbst 1. Hilfe brauchen…!

⋅ Von Laien-Ersthelfern werden keine Heldentaten erwartet, aber der
  Gesetzgeber und im besten Fall die eigene Haltung gebieten es,
  wenigstens einen Notruf abzusetzen, und auf Gaffen oder gar Filmen
  selbstverständlich zu verzichten! Wer noch einmal wiederholen
  möchte, wie das mit der sogen. "Rettungskette“ funktioniert: Infos
  gibt es zum Beispiel HIER!


Einsatz-Stichwort: "Frau, ca. 25, angekündigter Suizid“


Einsatz-Stichwort: "Brand, starke Rauchentwicklung an Gartenlaube“


Einsatz-Stichwort: "Kleinkind, Verbrennung 2. Grades, Hände“


Einsatz-Stichwort: "Männlich, ca. 35, Psychische Notlage“


Einsatz-Stichwort: "Gelenkbus (ÖPNV) unter Brücke verklemmt, Rückstau“


Einsatz-Stichwort: "Kind, ca. 8, Schnittverletzung Hand“


Einsatz-Stichwort: "Liegengebliebener PKW auf Beschleunigungsspur BAB“


Einsatz-Stichwort: "Mann, ca. 50, Unterkühlung, V. a. Alkohol-Intox“


Einsatz-Stichwort: "VU: Opel-Corsa auf Dach in AK, Frau ca. 35 Jahre“


Einsatz-Stichwort: "Drogenabhängiger Mann auf REHA-Fahrt“


Einsatz-Stichwort: "Mann, ca. 25 Jahre, Kettensägen-Unfall“


Einsatz-Stichwort: "HiLoPe (Hilflose Person), Frau, 89 Jahre, aus Altenheim“


Einsatz-Stichwort: "Wohnungslosen-Unterkunft Herdecke, unklarer, starker Schmerz (Abdomen)“


Einsatz-Stichwort: "HiLoPe, Hagen-HBF, Mann wohnungslos, unterkühlt“


Einsatz-Stichwort: "Absicherung Gefahrenstelle: Entlaufener Ziegenbock“


Einsatz-Stichwort: "Flutkatastrophe 2021, Bochum/Hagen“


Einsatz-Stichwort: "Nächtliche Hilferufe“

Ich schlafe je nach Witterung gern bei gekipptem Fenster – im 3. OG ja kein Problem… In den frühen Morgenstunden nehme ich – selbst eher im Halbschlaf – Hilferufe wahr. Soetwas wirkt bei mir besser, als jeder Wecker! Also schaue ich mal nach: Es ist ca. 05:30 h, man kann (Sommerzeit) durchaus draußen schon etwas erkennen. Auf den Stufen des Hauses schräg gegenüber (Zugang zu einer Rechstanwaltskanzlei) sitzt ein Mann, und ruft so im 30-Sekunden-Rhythmus um Hilfe. Der Ruf ist recht gut zu hören, weil er vom zu dieser Zeit menschenleeren Marktplatz verstärkt wird, noch ist kein Straßenverkehr zu hören, mich wundert, dass niemand sonst reagiert. Also werfe ich mich in die Einsatzkleidung, schnappe mir die San-Tasche "S“, und schaue mir das mal an.

(wird noch ergänzt)


Einsatz-Stichwort: "Nächtliche Gefahrenstelle: Liegengebliebener Brötchenlieferant“


Einsatz-Stichwort: "Mann, auf Boden liegend, Menschentraube“


Einsatz-Stichwort: "Gefahrenstelle: Fehlender Gullydeckel“


Einsatz-Stichwort: "Wetter-City, Mann, wohnungslos, vor Ex-Commerzbank“


Einsatz-Stichwort: "2 Frauen in psychischer Notlage“


Einsatz-Stichwort: "Mann, psychische Notlage“


Einsatz-Stichwort: "Abgängige Altenheimbewohnerin, Methadon-Pat.“


Einsatz-Stichwort: "Ganz besondere Tragehilfe“


Einsatz-Stichwort: "Gelenkbus, Knickschutzsicherung versperrt Bundesstraße“


Einsatz-Stichwort: "Unterstützung bedrohte Passantin“


Einsatz-Stichwort: "Brand Baumaterial an Umbau“


Einsatz-Stichwort: "Großbrand POCO-Lager“


Einsatz-Stichwort: "Betreuung Gewerbebetrieb CORONA-Maßnahmen“


Einsatz-Stichwort: "Erst-Betreuung Badeunfall“


Einsatz-Stichwort: "Unterstützung Frau, ca. 25, Bedrohung Vatertag“


Einsatz-Stichwort: "Erst-Betreuung Frau, VU (Rechts-vor-Links)“


Einsatz-Stichwort: "Betreuung Mann, Abschleppdienst“


Einsatz-Stichwort: "Gefahrenstelle überflutete Landstraße“


Einsatz-Stichwort: "Erst-Betreuung Mann, VU (Auffahrunfall)“


Einsatz-Stichwort: "Abgängige Altenheimbewohnerin, Methadon-Pat.“


Einsatz-Stichwort: "Ganz besondere Tragehilfe“


Einsatz-Stichwort: "Gelenkbus, Knickschutzsicherung versperrt Bundesstraße“


Einsatz-Stichwort: "Unterstützung bedrohte Passantin“


Einsatz-Stichwort: "Brand Baumaterial an Umbau“

Die Darstellung von Fallgeschichten wird kontiuierlich fortgesetzt – bitte schauen Sie gern später noch einmal hier vorbei…

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(An diesem Artikel wird noch gearbeitet – bitte schauen Sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal vorbei!)

2 Antworten auf „Krisenintervention“

  1. Hallo Herr Klotz,
    ich glaube Sie waren das heute mit den OP-Masken vor der Goethe-Apotheke. Ich möchte mich dafür und den wertvollen, kurzen Austausch mit Ihnen herzlich bedanken. Solche Momente sind so wertvoll.

    1. Sehr geehrte Frau Schmitt,

      Ihren Dank kann ich aus vollem Herzen erwiedern!

      Ich wünsche Ihnen eine glückliche Hand bei den anstehenden Entscheidungen!

      Herzlichst,

      Michael P. Klotz

      PS: Vielleicht haben Sie es bemerkt: Weite Teile meiner sehr umfangreichen Internetseite sind leider nach einem Crash (Hack) in der kompletten Überarbeitung. Schauen Sie bei Interesse gern wieder herein.

      Gern übersende ich Ihnen auf Anfrage ein paar Arbeithilfen aus meinem Fundus, Themenangabe reicht!

      Auf FACEBOOK finden Sie mich unter: https://www.facebook.com/m.p.klotz

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